Die Innenstädte veröden, lokale Einzelhandelsläden schließen, was bleibt sind große Ketten wie in allen anderen Städten auch. Das Projekt localsforall will dem entgegenwirken. Mit einem zentralen Onlineshop für lokale Einzelhandels-Läden und einer App.
Zum Einstieg ein Gedicht: „Das Kettenkarussell“ von Marc-Uwe Kling.
Die localsforall App im Check:
Worum geht's?
Die Idee ist, lokale Einzelhändler*innen ohne eigenen Onlineshop ins Netz zu bringen. Die Geschäfte können ihre Produkte über die localsforall App online präsentieren und verkaufen. Kund*innen finden einen Überblick über das Angebot verschiedener Läden auf einer zentralen Plattform und können Produkte bestellen. Geliefert wird innerhalb Freiburgs am selben Tag, spätestens am nächsten, und zwar per Fahrradkurier*in.
Für wen ist die App?
Für Menschen, die Produkte bei regionalen Geschäften bestellen und abholen, oder sich nach Hause liefern lassen wollen (Wohnsitz Freiburg und Merzhausen). Und für Einzelhändler*innen, die ihre Ware online präsentieren wollen. Mitmachen kann jedes Ladengeschäft, das das Stadtbild bereichert und keine große Kette ist.
Mehrwert für Kund*innen:
Lokalen Einzelhandel von zu Hause aus unterstützen. Großen Onlinehandel vermeiden. Die Ware wird nach Hause geliefert. Wenn die Bestellung vor 14Uhr eingeht, wird noch am selben Tag geliefert, spätestens aber am Folgetag. Die Lieferung ist versichert.
Mehrwert für Einzelhandel:
Noch bis 1.6. kann die App kostenlos in der Testphase genutzt werden. Danach sind die Kosten geringer, als die eines eigenen Onlineshops. Es gibt monatlich eine geringe Grundgebühr und eine Umsatzbeteiligung. Die gesamte online Infrastruktur der Plattform kann genutzt werden, außerdem die Logistik des Versands. Weiter bieten localsforall auch an die Produkte zu fotografieren. Zudem dient die zentrale Plattform zu Werbezwecken.
Wofür ist das gut?
Durch den online Shop soll der lokale Wirtschaftskreislauf angekurbelt werden, um dem regionalen Einzelhandel die Umsätze zurück zu geben, die ihnen durch die Pandemie verloren gegangen sind. Die Plattform bietet eine Alternative zu globalen Online Giganten. Mit dem Klick für den lokalen Laden, bleibt auch mehr Gewerbesteuer in der Stadt (in Zeiten von knappen städtischen Haushaltskassen interessant, siehe Doppelhaushalt). Ziel ist, den lokalen Einzelhandel zu stärken und dadurch das Stadtbild vielfältig zu halten. Besonders jetzt, wo krisenbedingt viele Läden leerstehen.
Und wer steht hinter der App?
Hinter der App stehen die vier jungen Entrepreneurs Basti, Mirhan, Nils und Tom. Sie kommen alle aus der Gegend und sind seit Schulzeiten befreundet. Praktisch ist, dass sie mit ihrem Knowhow alle wichtigen Bereiche für ein Startup abdecken: Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Logistik und Jura.
An einem fröhlichen Abend zusammen kam die Idee: Den großen konventionellen Online Anbietern Marktanteil abnehmen, zugunsten von lokalen Geschäften, um sie während Corona und in Zukunft zu unterstützen.
Was ist daran nachhaltig?
„Wenn man ein Projekt anfängt, dann nachhaltig, alles andere macht keinen Sinn!“
Die Grundmotivation der Gründer ist es, ein Projekt zu machen, das einen positiven Impact produziert.
- Lokale Wirtschaft stärken
- ökologischer Versand durch Fahrradauslieferung RADsFATZ
- möglichst verpackungsarm, Ware darf unkonventionell eingepackt werden (obliegt Einzelhändler*innen)
- Kurierservice wird fair bezahlt und hat Spaß am Job
- Wenn die‘s nicht machen, macht‘s Amazon.
Das sagen die Expert*innen
Dino Zanolli, Einzelhändler, nutzt die App in der Testphase mit Suslet:
„Genau das braucht der Einzelhandel in Freiburg, besonders die Läden, die keinen eigenen Onlineshop haben.“
Daniel Haselwander, Einzelhändler, nutzt die App in der Testphase mit dem Weltladen Gerberau:
" localsforall schafft eine Alternative zu den Online-Riesen. Wir freuen uns sehr dabei zu sein, und freuen uns auf Bestellungen."
Merlin A. Rutz, Zuständig für IT und Strategie bei StadtWandler hat das Konzept gescannt:
„Super Sache so ein Projekt zu starten und einfach loszulegen, ganz im Sinne agiler Herangehensweise. Für den Start des Projekts ist die selbst programmierte App gut. Für eine Ausweitung und Skalierung kann ich mir nicht vorstellen, dass das so funktioniert, aber das kann man ja nachbessern, da braucht das Projekt noch Unterstützung und IT Expertise. Dass vier Freunde ein so breites Spektrum an Fachkompetenz mitbringen ist auf jeden Fall ein gutes Vorzeichen.“
Veronika und Leonie aus der StadtWandler-Redaktion haben die App als Konsumentinnen getestet.
„Die App herunterzuladen und sich anzumelden dauert drei Minuten. Nach kurzer Orientierungsphase in der App haben wir erfolgreich Snacks für den Feierabend bestellt. Und die Lieferung kam noch am selben Tag an.“
Wie kann man das Projekt unterstützen?
Es braucht jetzt mehr Einzelhändler*innen, die mitmachen, damit das Sortiment erweitert wird. Außerdem viel mehr Kundschaft, die motiviert ist den lokalen Einzelhandel zu pushen. Und das Team sucht noch mehr Mitarbeitende, zum Beispiel für die IT.