Drei junge Aktivist:innen antworten mit ihren persönlichen Geschichten auf die Frage, wie man sich als junger Mensch für die Klimabewegung engagieren kann.
Online-Seminar am 18. Juni 2020 im Rahmen der Hochschultage für Nachhaltigkeit
mit Anna Castro, Jesko Treiber, Antonio Rohrßen
Moderation: Philipp George
Das Online-Seminar wurde aufgezeichnet ist und hier verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=WCNMz33W5CU
Hinweis: Dies ist eine Zusammenfassung auf Grundlage des aufgezeichneten Online-Seminars. Die Meinungen der Vortragenden müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Es handelt sich um eine Kurzzusammenfassung, bei der einzelne Inhalte aus den Vorträgen zugunsten der Prägnanz weggelassen wurden. Wir bitten um Hinweise, falls es dadurch zu Fehlinterpretationen kommt.
Philipp George gibt eine kurze Einführung zur Klimabewegung (hier sinngemäß zitiert):
Greta Thunberg hat am 20 August 2018 vor dem Parlamentsgebäude in Stockholm gestreikt. Die Bewegung schwappte daraufhin nach Deutschland, wo die ersten Streiks in Bad Segeberg im Dezember 2018 stattfanden. Der Höhepunkt war am 20 Sept 2019. In Freiburg sind 30.000 Menschen und in Berlin sogar 270.000 auf die Straße gegangen. Das waren die größten Demos nach Ende des 2. Weltkriegs. Die Resonanz der Bewegung war gemischt. Christian Lindner sei der Meinung gewesen „Klimaschutzpolitik ist eine Sache für Profis“. Wissenschaftler*innen der Leopoldina dagegen hätten gesagt, dass die Bewegung das ohnehin schon längst notwendige fordere.
Das Fridays Universum besteht inzwischen aus zahlreichen Gruppierungen wie den Parents, Grandparents, Health, Artists, Entrepreneurs usw.
Im Anschluss an die Einführung stellten sich die drei Aktivistis kurz vor.
Anna Castro (20 Jahre)
Anna hat letztes Jahr ihr Abitur gemacht und ist seit Ende Januar bei den Fridays for Future aktiv. Seit September 2019 schreibt sie Artikel für fudder, ein online-Magazin der Badischen Zeitung. Ihr Engagement begann bei Greenpeace Freiburg und führte sie schließlich zu den Fridays for Future. Die erste Klimademo der Fridays auf dem Platz der Alten Synagoge war Annas „Aha-Moment“.
„Weil ich gesehen hab, was man erreichen kann wenn man zusammen steht. [..] Dann hat mich das so umgehauen, dass ich unbedingt auch mitarbeiten wollte.“
Von da an hat sie Aktionen von Fridays for Future Freiburg mitorganisiert. Mit ihrer journalistischen Arbeit will sie zusätzlich Aufmerksamkeit der Leserinnen auf das Thema Klimaschutz lenken. Sie versuche so viel Klimaschutz wie möglich in ihrem Leben zu verankern und möchte das auch in ihrem Berufsleben weiterführen.
Jesko Treiber (20 Jahre)
Jesko hat sich vor vier Jahren das erste mal politisch eingebracht. Damals hat er sich in der Schule für eine Vorbereitungsklasse für Geflüchtete eingesetzt. Dann ging das weiter mit dem Schülerrat Freiburg, wo er sich für Bildungspolitik eingesetzt hat. Schließlich hat er sich die letzten zwei bis drei Jahre als Sachverständiger in Ausschüssen des Gemeinderat für das Thema Bildungsgerechtigkeit eingesetzt. Seit drei Jahren ist er Mitglied bei den Grünen.
Als sich die Fridays for Future Gruppe Freiburg vor etwa eineinhalb Jahren zusammen gefunden hat, hat Jesko die die erste Demo auf dem Platz der Alten Synagoge angemeldet.
„Man hat uns nicht so viel zugetraut und dann kamen auf einmal über 3000 Leute.“
Letztes Jahr hat Jesko bei den Grünen für den Stadtrat kandidiert. In der gleichen Zeit hat er sein Abitur gemacht. Sein neues Projekt ist die Gründung eines Unternehmen, um nachhaltige Kleidung aus Modal Tencel herzustellen. Tencel ist ein Stoff aus Holz.
Jesko meint, die Fridays for Future würden öfter als radikal wahrgenommen. Er sagt dazu:
„Wir fordern nur was notwendig ist, damit wir noch eine Zukunft haben. Um das zu erreichen, müssen wir weiterkämpfen.“
Antonio Rohrßen (27 Jahre)
Antonio wohnt in Berlin. Es hat Politikwissenschaft studiert und arbeitet für Patagonia in der Aktivismusförderung. Sein Herzensprojekt ist die Gründung einer Partei „radikal:klima“.
Im letzten Jahr war er aktiv in die Initiative „Klimanotstand Berlin“, deren Ziel es war den Klimanotstand in Berlin auszurufen. Dafür hätten sie über 40.000 Unterschriften gesammelt. Trotzdem sei klimapolitisch nicht genug voran gegangen.
„Wir sind in der Politik total weit weg von dem, was notwendig ist.“
Gespräche, Unterschriftenlisten und Demos hätten nichts verändert, deshalb sei die Idee zur Gründung einer Partei entstanden. Die Partei soll im August gegründet werden. Bereits jetzt schreibt das Team an einem Klimaplan. Mit der Partei und dem Klimaplan soll darauf hingearbeitet werden, die Emissionen der Stadt Berlin in zehn Jahren auf Netto Null zu bringen.
Was sind die nächsten Schritte von Fridays for Future und der Klimabewegung in Freiburg? Gibt es eine gemeinsame Strategie für die nächsten 12 Monate?
Anna: Wir überarbeiten gerade unsere Forderungen, um sie konkreter zu machen. Wir wollen Maßnahmen ausarbeiten. Damit werden wir bis Herbst beschäftigt sein. Bisher planen wir auf Aktionsebene nicht so weit im voraus. Wir treffen uns jeden Mittwoch und reden darüber. Wir vernetzen uns auf Slack mit anderen Gruppen und machen Aktionen mit denen zusammen.
Wir werden auch für den Fuß und Radentscheid Unterschriften sammeln. Außerdem planen wir auch regelmäßige Fahrrademos zu verschiedenen Themen zu organisieren.
Jesko: Ich finde wichtig, dass wir kommunalpolitisch Druck machen. Vor der Kommunalwahl hat sich eine breite Mehrheit für unsere Forderungen gefunden. Jetzt müssen wir dran bleiben, damit die Forderungen auch umgesetzt werden.
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Fotos: Fridays for Future Freiburg und Screenshots aus dem YouTube Video