Heute dies morgen jenes: hinter den StadtWandler Kulissen geht's rund. Was bisher geschah und wohin die Reise geht (gehen könnte), darüber spreche ich (Veronika) mit Leonie im Interview mit uns selbst.
In der StadtWandler Redaktion wird Neuland beschritten: Artikel werden angefangen und verworfen, Fehler werden gemacht und wieder ausgebügelt, Inhalte werden ausprobiert, überarbeitet und weiterentwickelt. Ganz in der Tradition erfolgreicher Unternehmen wollen wir einen Jahresrückblick und Ausblick geben über die vielen Projekte, die wir machen.
Ein Jahres-Rückblick und Ausblick von StadtWandler, so wie bei den Großen?
Ja genau. Unser Ziel davon ist es Transparenz über unsere Arbeit zu schaffen. Die Leute kriegen von uns jede Woche einen Newsletter, aber was hinter der Bühne alles passiert, ist für unser Publikum nicht klar. Und unter uns, ich bin unsicher, ob irgendwer bisher den Artikel zu unserer Mission und Vision gelesen hat. Das muss sich ändern!
Und an der Selbstdarstellung können wir sowieso noch ein bisschen feilen!
Ganz richtig. Und überhaupt brauchen wir noch mehr Publicity! Ich bin mir sicher, dass es da draußen einen Haufen Leute gibt, die Lust hätten Teil des StadtWandler-Teams zu werden und als Rampensau auf die Bühnen und vor die Kameras Freiburgs zu springen. Also, her mit den Bewerbungen! (an info [at] stadtwandler.org (info[at]stadtwandler[dot]org))
Ja voll! Und zurück zum Thema: Wenn also jemand fragt, was wir die ganze Zeit gemacht haben, was antwortest du?
Man könnte unsere Arbeit an Zahlen und Fakten messen. Zum Beispiel: Wir haben in 2020 48 Newsletter rausgebracht, 54 Artikel veröffentlicht, 5 Podcast Folgen aufgenommen, unsere Newsletter-Abos haben sich verdoppelt, unser Team hat sich um deine Person vergrößert, wir haben 2 Co-Working Plätze, im Beteiligungshaushalt 163 Daumen, ein weiteres Portal im StadtWandler-Ökosystem (urbanes-gaertnern-freiburg.de) usw. Aber darum geht es ja nicht wirklich.
Worum geht es denn wirklich?
Es geht nicht darum größer, besser oder schneller zu sein und am meisten Follower zu haben. Klar, brauchen wir auch die Reichweite. Aber gleichzeitig geht es uns auch um Qualität. Lieber ein richtig fruchtbares Telefonat als 20 neue Likes auf Facebook.
Wenn eine Initiative in Freiburg, wie zum Beispiel die Initiative zum Fuß- und Radentscheid, geniale Sachen vorhat, dann soll das zum einen zum Stadtgespräch Nummer 1 werden. Zum anderen soll sich darum aber auch ein Netzwerk spinnen, sodass Leute sich dafür engagieren und Geld und Ressourcen dafür zu Verfügung stehen. Oder wenn GoodMotion neue Menschen für ihr Startup braucht, dann wollen wir die richtigen Leute über das StadtWandler-Netzwerk finden. Wir StadtWandler dienen hier als Sprachrohr, um gute Ideen zu verbreiten. Und im besten Fall kriegt das dann nicht nur die langjährige Greenpeace-Freiburg-Aktivistin mit, sondern auch Nina Neu, die gerade erst frisch nach Freiburg gezogen ist, mit Aktivismus eigentlich gar nicht so viel am Hut hat, aber ihren 5 Enkelinnen eine saubere und lebendige Stadt hinterlassen will.
Das klingt noch ziemlich groß. Kannst du konkreter sagen, was StadtWandler macht?
StadtWandler ist eine Nutzer-generierte Plattform. Das heißt, alle die an einer lebenswerten Zukunft in Freiburg interessiert sind, können sich auf StadtWandler ein persönliches Konto erstellen und ein Organisationsprofil anlegen (z.B. Freiburgs Baggerseen vom Autolärm befreien e.V., (Dach-)Verband für Grüne Dächer in ganz Freiburg). Damit können dann Veranstaltungen in den Kalender eingetragen werden (z.B. Benefiz-Silent-Disko für StadtWandler, Demo fürs Klima...)
Jedenfalls, indem alle aktiv mithelfen, schaffen wir es Nachhaltige Orte und Events in Freiburg sichtbar zu machen. Das ist die eine Dimension. Die zweite Dimension ist unsere Redaktionsarbeit. In einem Non-Profit-Journalismus Modell berichten wir über Nachhaltige Entwicklungen in Freiburg. Wobei ich das Wort „Nachhaltig“ nicht ganz passend finde, aber etwas super geiles will mir gerade nicht einfallen. Vielleicht so: Wir sammeln alles, was Freiburg zukunftsfähig und enkeltauglich macht, an einem Ort und tragen das nach draußen, wie ein Megafon...
... mit Hilfe von Newsletter, Artikel, Karte und Kalender. Momentan sind das nur Online-Tools.
Ja und gleichzeitig sprechen wir auch viel mit Leuten in online-Konferenzen, Mails, Telkos. Es findet also auch Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Gesprächen statt. Zukünftig kommen dann bestimmt auch mal wieder Präsenz-Events.
Es gab schon die Frage: Noch einen Newsletter, braucht man das? Was sagst du dazu?
Klassiker. Das fragen vor allem die Leute, die unseren Newsletter noch nicht gelesen haben. (lacht)
Klar, Newsletter gibt‘s wie Sand am Meer. Was bei uns besonders ist: Wir scannen sämtliche Newsletter und Kanäle und tragen das Wichtigste zusammen. Wir geben einen knackigen Überblick und zeigen, was gerade an enkeltauglichen Entwicklungen stattfindet, welche Events es gibt und wie man selbst mitwirken kann. Wichtig ist: Man kriegt beim Lesen keine schlechte Laune, weil alles irgendwie den Bach runter geht. Sondern man merkt: Geil, an der und der Stelle sind Leute am Wandeln, da geht richtig was voran, und an diesen Stellen kann ich selbst aktiv werden und mitwirken! Für Freiburg sind wir da meines Wissens nach einzigartig.
Man könnte sagen, wir sind die Redaktion für ein zukunftsfähiges Freiburg...
Ja, genau! Wir sammeln und kuratieren nach unseren Redaktions-Richtlinien. Was ich mir noch wünsche ist, dass das Redaktions-Telefon noch öfter klingelt. In meiner Vision rennen uns die Leute die Bude ein, um Infos und Anliegen an uns heranzutragen. Ich wünsche mir, dass es in jeder Organisation einen Menschen gibt, der- oder diejenige regelmäßig mit uns telefoniert oder mailt und uns Bescheid gibt, was dort gerade so geplant wird. Mit dem Haus des Engagements funktioniert das zum Beispiel schon super. Das HdE ist ein super Kooperations-Partner und wir freuen uns darauf auch mit anderen Organisationen weitere Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.
Warum ist das wichtig, dass Menschen auf uns zukommen?
Wir machen Öffentlichkeitsarbeit für die ganze Szene. Das geht nur auf, wenn die Organisationen uns vorab und persönlich darüber informieren, was sie vor haben, wie sie wirken wollen und wann. Außerdem ist es wiederum wichtig, dass unsere Kooperations-Partnerinnen unsere Arbeit weiterempfehlen.
Das heißt, das StadtWandler-Megafon will aktiv genutzt werden, damit es wirken kann?
Ja, aber ich würde erstmal noch einen Schritt zurück gehen und die Frage an die Nachhaltigkeits-Initiativen und Unternehmen stellen: Braucht Freiburg so ein Megafon? Wir finden schon. Findet ihr das auch und seid ihr mit im Boot? Vorschlag: Wenn ja, dann lasst uns zusammen kommen und ausloten wo Schnittstellen in unserer Arbeit sind, wo wir uns ergänzen und unterstützen können oder wo sich unsere Arbeit doppelt und wir sie aufteilen können. Wenn wir gemeinsam am Strang der Transformation ziehen geht es schneller und besser voran, und das ist es doch was wir alle wollen!
Apropos Boot: Wir segeln ja nicht nur mit Luft und Liebe. Wie sieht‘s aus mit finanziellem Rückenwind?
Elegante Überleitung. Da kommen wir zum Ausblick fürs Jahr 2021. Das Hauptziel ist die Finanzierung der Arbeit, die wir aktuell in Selbstausbeutung leisten.
Kannst du erklären, wie genau wir uns das vorstellen?
Ich denke es braucht eine Art Anschub-Finanzierung. Möglicherweise durch eine Stiftung. In Bonn gibt es ein ähnliches Projekt, da hat die Stadt mit 100.000€ unterstützt. Nur als kleine Anekdote am Rande.
Zur langfristigen Finanzierung spielt aber vor allem auch die Crowd eine große Rolle. Wir brauchen nicht nur den ideellen Rückhalt von Organisationen, sondern auch den finanziellen von einer kritischen Masse Freiburger Menschen. So ähnlich wie die Krautreporter das machen. Krautreporter macht Non-Profit Journalismus und wird dafür von zahlreichen Mitgliedern durch monatliche Beiträge finanziert.
Die Krautreporter haben aber auch eine viel größere Zielgruppe. Ist Crowdfinanzierung in Freiburg realistisch?
Falls es irgendwo realistisch ist, dann in Freiburg. Freiburg hat eine überdurchschnittlich engagierte Zivilgesellschaft im Nachhaltigkeitsbereich. Wenn nicht hier, wo sonst?
Und worauf können wir uns im StadtWandler Jahr 2021 freuen?
Unser Herzensthema für 2021 ist: enkeltaugliches Bauen und Wohnen. Wir möchten Licht ins Dunkel bringen: was sind die Projekte und Diskussionen dazu in der Stadt? Was passiert eigentlich jetzt mit Dietenbach? Wer entscheidet wie gebaut wird? Ökologisch und sozialer Wohnraum – wie geht das zusammen? Von welchen Bau- und Wohnprojekten können wir uns was abschauen?
Und worauf freust du dich persönlich?
Ich freue mich auf das Sozial-Starter Programm des Social Innovation Lab, bei dem wir dieses Frühjahr mitmachen. Ich freue mich, dass wir dort zusammen mit anderen „Startern“ an unseren Projekten arbeiten und viel Rückenwind zum StadtWandeln zu bekommen.
Ich freue mich, dass wir unsere „komm-geh-mit-mir-wählen“ - Postkartenaktion am Laufen haben und ich bin gespannt was sich daraus noch ergibt. Ich freue mich, dass wir im Team zusammen immer wieder Neues ausprobieren und über die Aktionen lachen können, die in die Hose gehen. Dass wir im kleinen das betreiben, was wir uns im großen für Freiburg wünschen:
Nicht verzagen - Zusammenarbeiten - kreativ sein – Ausprobieren – Dazulernen – StadtWandeln!
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