Dass es wichtig ist, Bienen und andere bestäubende Insekten mit einem bienenfreundlichen Garten zu unterstützen, wissen mittlerweile die meisten Gärtner*innen. Allerdings ist Biene nicht gleich Biene. Außer der bekannten Honigbiene gibt es allein in Baden-Württemberg noch über 450 Wildbienenarten.
Viele von diesen eher wenig bekannten Wildbienen stehen mittlerweile auf der Roten Liste. Die verschiedenen Bienenarten unterscheiden sich teilweise stark in ihrer Lebensweise, und ein honigbienenfreundlicher Garten ist daher nicht automatisch auch ein Paradies für Wildbienen.
Wie leben Wildbienen?
Manche Wildbienen werden nur wenige Millimeter groß, während andere Arten bis zu drei Zentimeter lang werden können. So unterschiedlich, wie die Bienen aussehen, leben sie auch. Im Gegensatz zu den Honigbienen, welche in großen Bienenvölkern zusammenleben, sind viele Wildbienen sogenannte Solitärbienen und leben alleine. Einige Wildbienen nisten in Totholz und Pflanzenresten, aber auch Steinen und Gebäuden. Auch gibt es Arten, die ihre Brutzellen in der Erde oder im Sand bauen. Die Schneckenhaus-Mauerbiene nutzt sogar leere Schneckenhäuser, um darin zu nisten. Genau wie viele Wildbienenarten spezielle Nistplätze brauchen, sind viele auch Pollenspezialisten. Das bedeutet, dass sie im Gegensatz zur Honigbiene nur eine oder einige wenige Pflanzen als Futterquelle nutzen können. Wenn diese Pflanzen dann aus einer Gegend verschwinden, können die Wildbienen dort auch nicht mehr bestehen. Umgekehrt tragen Wildbienen einen wichtigen Teil zu Bestäubungsprozessen bei, die für intakte Ökosysteme und die Erzeugung von Lebensmitteln notwendig sind.
Warum sind viele Wildbienenarten gefährdet?
Viele Wildbienenarten verlieren durch Flächenversiegelung ihre Lebensräume und Nahrungsquellen. Zudem schadet der starke Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft Bienen, weil ihnen Pestizide in hohen Konzentrationen gefährlich werden können. Auch indirekt schaden Pflanzenschutzmittel den Bienen, indem verschiedene Pflanzen, die normalerweise zwischen den Kulturpflanzen oder am Rand von bewirtschafteten Flächen wachsen und als Futterquellen oder Nistplätze dienen, durch den Einsatz von Herbiziden verschwinden. Auch Monokulturen in der Landwirtschaft erschweren es vielen Wildbienenarten zunehmend, Nahrung und Unterschlupf zu finden. Fehlende Nahrungsquellen oder Nistplätze sind allerdings nicht nur ein Problem in der Landwirtschaft, sondern auch in Privatgärten. Diese werden nämlich oft so gestaltet, dass sich Wildbienen dort nicht ansiedeln. Zum Beispiel werden in vielen Gärten Ziergewächse gepflanzt, welche in der Region nicht heimisch sind und von spezialisierten Wildbienenarten nicht genutzt werden können. Auch werden viele Gärten „zu gut“ aufgeräumt, sodass beispielsweise Totholz oder verblühte Gräser, welche wichtige Nistplätze für einige Wildbienen sind, dort nicht mehr vorhanden sind.
Wie kann ein wildbienenfreundlicher Garten gestaltet werden?
Für einen wildbienenfreundlichen Garten ist zuerst einmal zu beachten, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Garten möglichst vermieden werden sollte. Bei der Wahl von neuen Pflanzen könnt ihr auch darauf achten, heimische Pflanzen zu nutzen, oder ganz gezielt recherchieren, welche Pflanzen, die Futterquellen für Wildbienen sind, ihr anpflanzen könnt. Ein paar Beispiele sind Echter Dost, Hornklee oder die Wiesenflockenblume. Ihr könnt auch Totholz zumindest an einigen Stellen im Garten behalten, und mit dem Entfernen von abgestorbenen Pflanzenteilen möglichst lange warten, sodass diese noch zum Nisten genutzt werden können. Generell helfen Stellen mit offenem Boden, wo nicht zu stark gemulcht wurde, da Wildbienen dort ihre Nester graben können. Auch Sandhaufen bieten Nistplätze und lassen sich einfach in den Garten integrieren. Ergänzend können Nisthilfen für verschiedene Wildbienenarten gebaut und aufgestellt werden, dafür gibt es viele Anleitungen im Internet zu finden. Auch wenn ihr eine kleine Fläche zur Verfügung habt und nur einige dieser Ideen umsetzt, kann damit schon ein Schritt in Richtung wildbienenfreundlicher Garten gegangen werden.
Welche Wildbienen konntet ihr bei euch im Garten denn schon beobachten?