Beim AgriKultur-Festival 2023 hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, um eine Dachorganisation für die urbanen Gärten von Freiburg und Umgebung aufzubauen. Fast ein Jahr später ist in der Arbeitsgruppe einiges passiert.
Anfang des Jahres wurden in einer Umfrage die urbanen Gärten Freiburgs über ihre Meinungen zu einem gemeinsamen Dachverein befragt. Die Ergebnisse möchte die Arbeitsgruppe jetzt nutzen, um den Verein nach den Vorstellungen und Bedürfnissen der Gärten weiter zu planen. Ein anderes Thema, mit dem sich die Arbeitsgruppe gerade beschäftigt, ist die mögliche Vereinsübernahme des Vereins Transition Town e.V. Die Idee dahinter ist, den bereits existierenden Verein zu übernehmen, um sich eine Neugründung zu sparen. Dazu werden gerade Gespräche geführt, um die rechtlichen und administrativen Details zu klären.
Isabelle, eine der Mitwirkenden in der Arbeitsgruppe, hat einige Fragen zur Vereinsgründung für uns beantwortet:
Wer steht hinter der Arbeitsgruppe?
- Momentan sind wir eine Kerngruppe von drei Menschen aus dem Wandelgarten (Monika), dem Waldgarten Wiehre (Marcus) und der Wilden Gilde im Moosacker (Isabelle). Den "Auftrag" gab es letztes Jahr vom Runden Tisch urbane Gärten. Wir freuen uns aber auch über weitere Gärten und Perspektiven! Letztlich soll der Verein ja für die Gärten, von den Gärten sein- richtige Selbstorganisation.
Wieso braucht es einen Verein? Reicht der runde Tisch nicht aus?
- Der Runde Tisch, der zweimal im Jahr von "Freiburg packt an" organisiert wird, ist ein tolles Format für den Austausch untereinander und die Kommunikation in die Stadt. Wir sind dankbar, dass das Garten- und Tiefbauamt die urbanen Gärten auf diesem Weg betreut. Wir sind im engen Austausch mit Monika Borodko-Schmidt, die im Rahmen von "Freiburg packt an" die Runden Tische veranstaltet und die Gärten auf städtischen Flächen betreut. Wir haben die beiden letzten Runden Tische genutzt, um die Notwendigkeit eines eigenen Vereins und den besten Weg dorthin zu diskutieren. Die Notwendigkeit besteht darin, dass viele Gärten nicht selbst als Vereine organisiert sind und ohne Rechtsform weder Zugang zu Haftpflicht- und Unfallversicherung haben (sondern Gärtner*innen privat haften), noch eine Möglichkeit, sich für Fördergelder zu bewerben. Darüber hinaus gibt es aber viele weitere Vorteile einer gemeinsamen Selbstorganisation der Gärten: Wir können Wissen, (Vereins)-Arbeit und Ressourcen gemeinsam teilen und tauschen und eine gemeinsame Interessenvertretung organisieren. Das hilft uns dann zum Beispiel gegenüber der Stadtverwaltung oder Förderern, weil wir unsere Anliegen bündeln können und für die Gärten zuverlässig ansprechbar sind.
Wie soll der Verein denn genau aussehen?
- Das wollen wir gemeinsam mit den Gärten entwickeln, damit es gut zu uns passt. Unser Anspruch ist "So viel wie nötig, so wenig wie möglich". Schlanke Strukturen ermöglichen uns, effizient zu arbeiten, auch, damit wir schnell wieder in den Garten kommen. Momentan sind wir im Gespräch mit Gärtner*innen aus anderen Städten, die sich bereits zusammengeschlossen haben, um die Vor- und Nachteile verschiedener Organisationsmodelle zu beleuchten. Wir stellen uns Fragen wie: Sollen die Gärtner*innen oder die Gärten Mitglieder sein? Wie sieht eine faire Finanzierung aus? Was braucht es, damit der Verein auf sicheren Füßen steht? Wie treffen wir Entscheidungen? Wie viel Arbeit ist die Vereinsarbeit? Wie werden Fördergelder unkompliziert, aber gerecht weiterverteilen?
Du sprichst die faire Finanzierung des Projekts an. Welche Kosten entstehen denn bei der Vereinsgründung?
- Da sind einmal die Kosten für die Versicherung, die solidarisch getragen werden. Bei vielen Versicherungen sinkt der Beitrag pro aktiver Person mit steigender Anzahl von Mitgliedern, deshalb können wir die Kosten erst dann fest abschätzen, wenn feststeht welche Gärten und wie viele Menschen mitmachen. Außerdem wollen wir die Personen, die die Fleißarbeit im Verein übernehmen (Abrechnungen, Steuererklärungen, Fördermittelanträge schreiben, Mitgliederverwaltung etc.) mit einer Ehrenamtspauschale vergüten - eine Wertschätzung, die diese Arbeit hoffentlich attraktiver macht. Die Hoffnung ist, dass diese laufenden Kosten für Stellen durch Fördergelder, welche von diesen Stellen eingeworben werden, gedeckt und multipliziert werden können. Dann entstehen noch Kosten z.B. für Vereinssoftware, Mail- und Nextcloud. Auch ein kleines Budget für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen wäre toll, diese sollen durch Fördergelder gedeckt werden. Trotzdem brauchen wir auch eine Grundfinanzierung aus den eigenen Reihen, um den Start zu sichern und Rücklagen zu bilden, falls die Förderungen mal knapp werden.
Wann wird es genauere Antworten auf diese Fragen geben?
- Wir wollen beim AgriKultur Festival mit so vielen Gärten wie möglich gemeinsinnig Entscheidungen treffen, die bestenfalls alle Gärten mittragen können. Am Freitag, den 19.07., von 16.00- 18.00 Uhr, wird es eine Podiumsdiskussion geben, bei der wir mit Gästen, die Erfahrung in der Selbstorganisation haben, verschiedene Vor- und Nachteile, Strukturen und "Best Practices" diskutieren wollen. Am Samstag, den 20.07., von 16.00- 18.00 Uhr soll dann mit "Mitgliedern, und allen die es werden wollen" unseren Verein konstituieren wollen. Wir arbeiten fleißig darauf hin, diesen Prozess vorzustrukturieren, damit die Entscheidungsfindung bei diesem Treffen konstruktiv verläuft und wir am Ende einen arbeitsfähigen Verein haben. Dann kann es losgehen, Fördermittel einzuwerben, Vereinsstrukturen aufzubauen und sich den Herausforderungen unserer Gärten anzunehmen.
Wer sich für den Verein interessiert oder in einem urbanen Garten in Freiburg aktiv ist, sollte sich also auf jeden Fall das Wochenende des AgriKultur Festivals (19.-21. Juli 2024) freihalten.
Außerdem sind jederzeit neue Gesichter in der Arbeitsgruppe willkommen! Bisher arbeiten Isabelle, Monika und Marcus zu dritt und würden sich über weitere motivierte Mitwirkende freuen. Bei Interesse könnt ihr euch gerne per Mail an essbare-stadt[at]ernaehrungsrat-freiburg.de melden.