Du willst mit eigenen Händen einen Beitrag zur Energiewende leisten? Lerne beim ersten Freiburger Solarcamp wie man Solaranlagen auf Dächer schraubt. Du bekommt eine einwöchige Einführung und wirst dann mit einen Handwerksbetrieb "gematcht", bei dem du ein einwöchiges Praktikum anschließen kannst.
Freiburgs erstes Solarcamp wird im Sommer stattfinden. Die Mission: in drei Wochen 50 Menschen zu PV-Montagehelfenden ausbilden. StadtWandler hat für dich die wichtigsten Fragen zum Camp an das Orgateam gestellt.
In Kürze
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Du hast Feedback zum Artikel oder zu Camp? Schreib an info [at] stadtwandler.org (info[at]stadtwandler[dot]org)
Was ist die Idee des Solarcamps?
Solarcamp-Orgateam: Die Idee des Solarcamps ist, einen entscheidenden Aspekt der Energiewende selbst in die Hand zu nehmen, indem wir 50 Menschen aus unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen zu Photovoltaik-Hilfskräften ausbilden. Unser Camp in Freiburg möchte vor allem auf den Missstand der Frauenquote in handwerklichen Berufen hinweisen und dem entgegenwirken, indem wir mindestens 50 % der Plätze für Handwerker*innen und Teilnehmer*innen an FINTA* Personen (Frauen, Intergeschlechtlichen, Nichtbinären, Trans und Agender Personen) vergeben werden.
Wer kann wie mitmachen?
Solarcamp-Orgateam: Primär kann beim Solarcamp jeder Mensch mitmachen, der älter als 16 Jahre ist. Es braucht auch kein Vorwissen. Allerdings ist es unser Anliegen, vor allem denen die Teilnahme zu ermöglichen, die sonst nicht oder nur schwer die Möglichkeit dazu haben. Darunter FINTA*, die gerade im Handwerk stark unterrepräsentiert und oft mit Diskriminierung konfrontiert sind. Auch Schüler*innen, Studierende, und Schulabgänger*innen aus einkommensschwachen Haushalten werden besonders ermutigt am Solarcamp teilzunehmen. Durch den extrem niedrigen Teilnahmebeitrag (oder die kostenlose Teilnahme) spielt die finanzielle Situation keine Rolle. Aber auch Arbeitende, die in ihrem jetzigen Job unglücklich sind oder deren Job durch Strukturwandel gefährdet ist, sind Teil unserer Zielgruppe.
Warum seid ihr beim Solarcamp dabei? Was motiviert euch?
Solarcamp-Orgateam: Wir wollen den Menschen zeigen, dass auch kleine Schritte und Veränderungen einen großen Impact auf die Gesellschaft haben können. An den Stellen, wo wir Defizite in politischen Handlungen sehen, wollen wir diese Lücken füllen, indem wir selbst handeln und auf den uns möglichen Ebenen wirken.
Was wollt ihr bewirken?
Solarcamp-Orgateam: Uns ist durchaus bewusst, dass wir durch unsere Aktion große komplexe Probleme nicht vollständig beheben können, weder des Klimawandels, noch des Fachkräftemangels. Aber wenn wir es auf ehrenamtlicher Basis als Gruppe schaffen, allein in drei Wochen 50 Menschen in Freiburg zu Photovoltaik–Monteur*innen auszubilden, was kann dann erst auf politischer Ebene ermöglicht werden? Wir möchten mit der Aktion ein klares politisches Statement setzen, damit sich vielleicht andere Institutionen motiviert fühlen, dieses Thema ebenfalls aktiv anzugehen.
Des Weiteren wollen wir Vorbehalte gegenüber handwerklichen Berufen abbauen, einen diskriminierungsfreien Raum für alle Teilnehmenden und Ausbildenden schaffen und vor allem sozial benachteiligten Menschen den Weg in einen zukunftssicheren Beruf erleichtern.
Mal angenommen, es ist Herbst und die Veranstaltung ist vorbei. Woran merkt ihr, dass sie erfolgreich war?
Solarcamp-Orgateam: Wenn wir die oben genannten Ziele erreicht, großflächige Aufmerksamkeit erregt und alle Teilnehmenden eine positive Erfahrung gemacht haben, ist es schon ein sehr großer Erfolg für uns. Falls wir den Weg zu politischen Institutionen, lokal und bundesweit, gestärkt haben und das Solarcamp auch zukünftig in noch mehr Städten als jetzt sowieso schon vervielfältigt werden kann, ist das ein weiterer großartiger Effekt. Natürlich wünschen wir uns auch, dass die Absolvent*innen zukünftig ihre erlernten Kompetenzen zugunsten des Solarausbaus einsetzen und möglichst viele Panels anbauen werden.
Welche Ressourcen nutzt ihr, um das Camp auf die Beine zu stellen?
Solarcamp-Orgateam: Wir sind schon früh mit diversen Handwerksbetrieben in Kontakt getreten, sowohl um potenzielle Ausbilder*innen zu gewinnen, als auch um uns großflächig zu vernetzen. Außerdem legen wir natürlich großen Wert darauf, Menschen mit unterschiedlichen Expertisen für die Vorab-Organisation einzusetzen und unser Team um viele Kompetenzen zu erweitern. Dazu gehört auch die Kommunikation mit der Bundesorga und den Teams aus anderen Städten, die vor den gleichen Herausforderungen stehen wie wir. Außerdem ist die Kooperation mit verschiedenen Stiftungen und Sponsoring-Unternehmen essentiell, um die nötigen finanziellen Mittel zu akquirieren.
Was braucht ihr noch, damit es ein Erfolg wird?
Solarcamp-Orgateam: Eines der wichtigsten Pfeiler in der Umsetzung des Camps sind finanzielle Mittel. Aber auch die Gewinnung von ausbildenden Personen und die vorangehende Öffentlichkeitsarbeit sind grundlegend wichtig, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Wenn das Konzept erfolgreich ist, ist es auch auf andere Bereiche umsetzbar? Für welche Berufe seht ihr Potentiale in Freiburg? Würdet ihr zum Skillsharing zur Verfügung stehen?
Solarcamp-Orgateam: Der Solaranlagensektor ist besonders geeignet, um sich handwerkliche Fähigkeiten anzueignen, da keine speziellen Maschinen nötig sind und der Preis für ein Panel durchaus überschaubar ist, anders als beispielsweise bei einem Windrad. Generell macht es Sinn, niederschwellig Angebote zu machen, beispielsweise in anderen für die sozial-ökologische Transformation wichtige Branchen, wie zum Beispiel der Landwirtschaft oder dem SHK-Sektor (Sanitär, Heizung, Klima), um Wärmepumpen zu installieren und einzuregeln. Skillsharing ist für uns eine Selbstverständlichkeit, da wir anstreben, das Thema so publik und so allgegenwertig wie nur möglich zu machen.
Wie viele Solarcamps bräuchte es, um in Freiburg genügend Fachkräfte für die Energiewende zur Verfügung zu haben? Was braucht es noch aus eurer Sicht, um dem Fachkräftemangel im Bereich der erneuerbaren Energien entgegenzuwirken?
Solarcamp-Orgateam: Eine Forderung des Solarcamps ist, dass die Stadt Freiburg eine detaillierte Untersuchung in Auftrag gibt, um festzustellen, wie viele zusätzliche Arbeitskräfte in welchen Gewerken gebraucht werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Der Beitrag des Solarcamps ist ein symbolischer. Das am Ende erworbene Zertifikat der EUP (die elektrotechnisch unterwiesene Person) stellt nur den Anfang dar. Die 50 zusätzlichen Personen werden nicht alle zwangsläufig dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, aber sie werden Aufmerksamkeit auf die Problematik lenken. Und genau das ist unser Ziel. Die Politik muss aus unserer Sicht eine Qualifizierungsoffensive starten, gerade auch für Umsteiger*innen, und anfangen, Worte in Taten umzusetzen.
Gibt es noch etwas, das ihr gerne zum Solarcamp loswerden würdet?
Solarcamp-Orgateam: Unser Camp in Freiburg ist das erste feministische Solarcamp in Deutschland und will allen FINTA* Personen Mut machen, sich im handwerklichen Bereich zu qualifizieren. Diese Berufe brauchen mehr Anerkennung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Das Camp ist für sozial benachteiligte Personen komplett kostenfrei, obwohl Kosten von nahezu 1800 Euro pro Teilnehmer*innen anfallen. Daher freuen wir uns, wie oben bereits genannt, sehr über Spenden an folgendes Konto:
fesa e.V.
GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE45430609678023435906
BIC:GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Solarcamp 2023
Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne, um das Solarcamp zu ermöglichen: >> Hier kannst du am Crowdfunding mit einer Spende teilnehmen. |
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Foto: Markus Spiske von Pexels