Das vom Treffpunkt Freiburg zum dritten Mal organisierte jährliche Regiotreffen Gemeinschaftsgärten brachte diesmal digital mehr als vierzig Teilnehmende zusammen. Akteure von Gartenprojekten, Fachleute sowie Verwaltungsmitarbeitende auf kommunaler Ebene konnten diskutieren und sich kennenlernen.
Die Teilnehmer*innen kamen aus den Kreisen Freiburg, Lörrach, Offenburg, aber auch Basel und Mülhausen. Das Treffen fand am 23. November 2020 statt.
Wichtige Fragen waren: Was brauchen die Garten-Aktiven? Wie können Kommunen Gemeinschaftsgärten mit überschaubarem Aufwand unterstützen? Was wird bereits an Unterstützung geboten? Welche Rahmenbedingungen müssen beachtet werden? Über drei Stunden lang wurden zahlreiche Fragen angesprochen und führten zu einem spannenden Austausch.
Zur Unterstützung und Weiterentwicklung der Aktivitäten von Gartenprojekten wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit folgenden Themen beschäftigten: den Perspektiven für den Aufbau eines gärtnerischen Beraternetzwerks, der Erarbeitung eines Positionspapiers zur Umsetzung des Konzepts "Gärtnern in Freiburg" und der Erstellung einer Liste mit aktuellen offenen Bedarfen.
Hier die Ergebnisse:
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Perspektiven für den Aufbau eines gärtnerischen Beratungsnetzwerks
Verschiedene Strukturen haben bereits unterschiedliche Maßnahmen und Angebote umgesetzt:
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Von der Stadt auf den Teller: Treffpunkt Freiburg bietet eine Übersicht über alle Weiterbildungsangebote für Gemeinschaftsgartenakteure und andere Interessierte. Links zu den Webseiten sind vorhanden. Verschiedene Workshops sind regelmäßig angeboten.
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Freiburg packt an: Das Garten- und Tiefbauamt (GuT) bietet seine Beratung bei allen Fragen bezüglich Recht und öffentlichen Standorten an. Angebote für Bürger*innen mit Aktionsvorschlägen im Bereich der öffentlichen Grünflächen werden organisiert.
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Essbare Stadt: Dieses Projekt des Ernährungsrats Freiburg unterstützt bestehenden Gartenprojekte durch gezielte Bildungsangebote, sowie neue Projekte durch Beratung und Vernetzung. Geplante Maßnahmen sind unter anderem die Organisation von Veranstaltungen und Besuche in verschiedenen Gemeinschaftsgärten.
Um die bestehenden Mechanismen zu verbessern und den Bedürfnissen von Gartenprojekten gerecht zu werden, wurden mehrere konkrete Vorschläge gemacht:
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Bessere Kommunikation bezüglich verfügbaren Flächen
Hilfreich wäre es, Kontaktpersonen sowie eine Datenbank zu haben, um Informationen über verfügbare Flächen zu erhalten. Das wäre der Kompetenzbereich von "Freiburg packt an".
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Verstärkter Wissenstransfer
Die Erstellung einer Liste, in der aufgeführt ist, welche Person für bestimmte Fachkenntnisse zu kontaktieren ist, wäre ratsam. In dieser Liste sollten Angebote für die Jugendbildung berücksichtigt werden. Interessant wäre es, eine Plattform zu schaffen, um neu entstandene Gartenprojekte zu unterstützen, indem ein direkter Wissenstransfer organisiert wird. Mit finanzieller Unterstützung wäre es möglich, auf Fachleute zuzugreifen, anstatt sich auf das Engagement von Freiwilligen zu verlassen.
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Nachhaltige Finanzierung
Die jährlichen öffentlichen Förderanträge sind ein großer Aufwand, der sehr zeitintensiv ist. Hier wäre eine Unterstützung wichtig. Wünschenswert wäre es, das Geld besser zugänglich zu machen oder Personen zu benennen, die die Anträge stellen könnten. Es wäre auch wichtig, professionelle Unterstützung zu bekommen.
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Stärkung des Austauschs zwischen Gärten
Angedacht ist die Organisation von Gartenbesuchen zwischen Akteuren, die an den verschiedenen Gärten beteiligt sind, sowie Mitarbeitenden aus der Verwaltung. Die Organisation einer Fahrradtour durch die Gärten der Stadt wäre toll.
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Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit
Unterstützung ist erwünscht, um die Öffentlichkeitsarbeit zu stärken und bestehende Angebote allen Freiburger*innen bekannt zu machen.
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Erarbeitung eines Positionspapiers zur Umsetzung des Konzepts "Gärtnern in Freiburg”
Von 2016 bis 2018 im Rahmen der Entwicklung des freiburger Perspektivplans 2030 organisierte das Stadtplanungsamt und das Garten- und Tiefbauamt eine Reihe von Beteiligungsverfahren, Bürgerumfragen und Haushaltsbefragungen, die in der Erstellung des Konzepts "Gärtnern in Freiburg" mündeten. Dieses Konzept wurde im Herbst 2018 vom Gemeinderat beschlossen. Damit hat die Stadt Freiburg eine zukunftsweisende Strategie entwickelt, um die Vielfalt der gärtnerischen Angebote in der Stadt zu sichern und zu erhöhen. Leider ist das Konzept trotz dieses Beschlusses noch nicht umgesetzt worden.
Um zur Implementierung dieses Konzepts beizutragen, wurde beschlossen, ein Positionspapier zu verfassen, das darauf abzielt, den Gemeinderat zu überzeugen, in dieser Angelegenheit zu agieren. Während des Regiotreffens wurden verschiedene Forderungen vorgestellt und diskutiert.
Im Vordergrund steht der Bedarf einer Bereitstellung von Mitteln für die folgenden Aktivitäten:
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Fördermittelaquise und -verteilung an die urbanen Gärten (v.a. Bildungsmaßnahmen)
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Öffentlichkeitsarbeit
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Organisation von Fortbildungen
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spezifische Fachberatung
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Vernetzung
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Erschließung neuer Flächen
Auch als wichtig betrachtet wird der Erhalt bestehender Gartenanlagen sowie die aktive Förderung von Klimaschutz /-anpassungen und Biodiversitätsmaßnahmen in den urbanen Gärten in Anknüpfung an das Klimaschutzkonzept der Stadt.
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Allgemeine offene Bedarfe
Die Teilnehmenden der dritten Kleingruppe, die ihre jeweiligen Organisationen/Projekte vertraten, äußerten ihre aktuellen Bedürfnisse:
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In Emmendingen entsteht, unterstützt durch den Gemeinderat und durch Bürgerengagement, das Projekt "Essbare Stadt Emmendingen". Das Projekt benötigt Mittel für Schuppen, Ausrüstung und Bäume. In Bezug auf Beratung und Moderation werden Unterstützung für den Beteiligungsprozess gebraucht.
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Im Raum Freiburg wird ein Projekt zur Organisation einer Ferienbetreuung für Grundschüler*innen gestartet. Die Idee ist, in den Gärten Unterstützung und Bildungsmöglichkeiten anzubieten. Zu diesem Zweck werden Partnerschaften mit den Gärten sowie eine finanzielle Unterstützung durch den BNE-Fonds gewünscht.
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Eine andere Gruppe plant den Bau eines Weltackers im Kreis Freiburg. Dies ist ein außerschulischer Lernort, der ein 4000m² großen Acker benötigen würde. Gesucht wird ein geeignetes Grundstück in der Nähe von Freiburg. Die Gruppe ist offen für Interessierte.
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Der Gemeinschaftsgarten Wandelgarten möchte Unterstützung bei der Realisierung seiner Website erhalten. Die Gruppe wünscht sich eine Grundfinanzierung für die Koordinations- und Bildungsarbeit und möchte eine Person finden, die die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen kann.
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Das Gartenprojekt "Essbares Rieselfeld" will seine Gemeinschaft stärken. Es sucht Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit. Es wäre interessant, Open-Source-Schilder zu erstellen, die alle Gemeinschaftsgärten nutzen könnten.
Das Regiotreffen der Gemeinschaftsgärten findet einmal jährlich statt, eine Dokumentation der Ergebnisse des Regiotreffens 2019 ist hier zu finden.
Autor: Jonathan Kuhlburger (Projektgruppe Essbare Stadt Ernährungsrat Freiburg und Region)